Das FLIESSESTRICHFORUM wurde seinem Ruf als zentraler Treffpunkt der Branche auch 2019 mehr als gerecht. So viele Teilnehmer wie nie zuvor (mehr als 160) waren am 22.Oktober nach Bamberg gekommen. Estrichleger, Planer, Sachverständige und Vertreter der Industrie erlebten ein Zeitreise-Programm mit den Schwerpunkten Recht, Technik, Marketing und Digitalisierung.
Als Veranstalter des FLIESSESTRICHFORUMS fungierten auch in der sechsten Auflage der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM), das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) sowie der Bundesverband Estrich und Belag (BEB).
Dr. Markus Pfeuffer, stellvertretender Vorsitzender des VDPM, gab zum Einstieg einen Überblick über die Branchenentwicklung, u.a. mit den aktuellen Marktanteilen der verschiedenen Estriche (s. separaten Text). Die Rückkehr zur Meisterpflicht sei ein wichtiges Signal, könne allein aber das Problem des Nachwuchs- und Fachkräftemangels der Branche nicht lösen, so Dr. Pfeuffer. Vielmehr komme es darauf an, den Beruf des Estrichlegers attraktiver zu machen. Das gehe nur, wenn man sich für moderne Baustoffe öffne und sich mehr und mehr vom konventionellen Baustellenestrich verabschiede.
Die Moderatoren des FLIESSESTRICHFORUMS, Antje Hannig (Geschäftsführerin VDPM) und Bernfried Hansel (Arbeitskreisleiter Calciumsulfatestrich im BEB), übergaben das Wort danach an Han Christian Jung (Rechtsanwälte Putsche & Jung – Schiche, Mertingen). Der erfahrene Baujurist skizzierte das „Bermuda-Dreieck Bauherr – Architekt – Handwerker“ und die Sichtweise der Gerichte bei Auseinandersetzungen, die oft auf fehlerhafter Kommunikation beruhten. Sein Appell: „Der beste Prozess ist der, den man erst gar nicht führen muss. Deshalb: Redet miteinander!“
Im ersten Technikvortrag stellte Achim Fethke, (Sachverständigenbüro für Estrich- und Fußbodenkonstruktionen, Duderstadt) die Vorteile von Fließestrich gegenüber Zementestrich für die Planung und Ausschreibung in den Mittelpunkt. Er untermauerte dies anhand verschiedener Kriterien wie z.B. Verformungs- und Trocknungsverhalten und mit Beispielen aus seiner Praxis als Sachverständiger.
Bis 2800 v. Chr. zurück reichte der Blick von Markus Huschenbeth (Denkmalpflege Mühlhausen Huschenbeth GmbH & Co. KG, Mühlhausen) bei seinem Vortrag über historische Gipsestriche. Mit Definitionen, Herstellungsverfahren, Technologien und Praxiseinsätzen bei Rekonstruktionen alter Gipsestrichflächen gab der Spezialist einen spannenden Überblick seiner Tätigkeit mit diesem vielfältigen Material.
Ingomar Smrcka (ARGE Estrich, Wien) ließ 20 Jahre Planungs- und Ausführungsrichtlinie Fließestriche in Österreich Revue passieren, schilderte Anfänge, Entwicklung und Status dieses im Nachbarland maßgebenden Regelwerkes und wies auf einige Unterschiede zur Praxis in Deutschland hin, etwa bei den Feuchtebeanspruchungsklassen. Auch in Österreich gilt der Grenzwert von 0,5 CM-% für die Belegreife von beheizten und unbeheizten Calciumsulfat-Fließestrichen.
Den Part der zementären Variante des Fließestrichs präsentierten Sandra Dörfel (Betotech Baustofflabor GmbH, Erfurt) und Melanie Unangst (HeidelbergCement AG, Leimen) anhand der Entwicklungsgeschichte von CemFlow, dem Zementfließestrich von HeidelbergCement. Nach der Implementierung eines Schwindreduzierers 2017 erfolgte 2018 der Neustart am Markt mit einem erweiterten Leistungsspektrum und Varianten als Schnell- und Designestrich. Attraktive Objektbeispiele unterstrichen das Fazit der Referentinnen: „Zementfließestrich hat Potential!“
Die zentrale Bedeutung funktionierender Baustellenlogistik stand im Mittelpunkt des Vortrags von Günter Fischer (Saint-Gobain Weber GmbH, Merdingen). Optimale Lieferformen und Maschinen für jede Schichtdicke, die wichtigsten organisatorischen und technischen Voraussetzungen der Baustellenlogistik und die konkreten Abläufe beim Fließestricheinbau in sehr großen und anspruchsvollen Objekten verdeutlichten dem Auditorium, auf was es ankommt.
Den Abschluss des FLIESSESTRICHFORUMS 2019 bildeten zwei Themen aus den Bereichen Nachwuchsgewinnung und Digitalisierung. Ellen Barg (GTF Freese Fußbodentechnik, Berlin) präsentierte die erfolgreiche Ausbildungsinitiative „Das ist Bodenhandwerk“. Die Kampagne spricht außer den Jugendlichen vor allem auch die ausbildenden Fachbetriebe an und bietet ein umfangreiches Unterstützungspaket für Werbung, Messen und Onlineaktionen (www.das-ist-bodenhandwerk.de).
In einfache Botschaften und konkrete Tipps verwandelte Michael Christmann (Stuck-Belz, Bonn) das große Thema Digitalisierung im Handwerk. Der Stuckateurmeister hat mit viel Engagement das digitale Zeitalter für sein Unternehmen und seine Mitarbeiter nutzbar gemacht. Von seinen Erfahrungen können andere Handwerksbetriebe profitieren, seine wichtigsten Empfehlungen lauteten:
- sich zunächst mal einem digitalen Thema widmen, nicht alles auf einmal wollen,
- eine in jeder Hinsicht aktuelle und attraktive Homepage einrichten,
- 2-3 Themen pro Woche aus dem eigenen Unternehmen veröffentlichen,
- eigene Events organisieren und darüber online und in den sozialen Medien
berichten, - Mitarbeiter einbinden,
- für kontinuierliche Aktion sorgen („Dranbleiben ist entscheidend!“).